Transition Town Initiative Grafing – Stadt im Wandel
Den Bürgern der Transition Town ist es gelungen, eine Atmosphäre zwischen Politik und Bürgern zu schaffen, die auf Vertrauen und Offenheit basiert. Die Menschen arbeiten in einem breiten Konsens zusammen.
Wie es begann
Als Sabine mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern Ende 2010 nach Grafing zog, kannte sie dort niemanden. Bald darauf hörte sie im Radio von Transition Town Initiativen. Sofort war sie begeistert und spürte ihre Mission, Grafing in eine nachhaltige Stadt der Zukunft zu überführen.
Sie eignete sich Wissen an, suchte nach Querdenkern und lernte Michaela kennen. Gemeinsam initiierten die beiden eine erste Info-Veranstaltung über Peak Oil, Klimawandel und Lösungsansätze „von unten“ und bauten ihre Website. Bald fanden sie „Paten“, also Ansprechpartner für konkrete Projekte. Sie starteten monatliche Bürgerversammlungen, bei denen sich jeder informieren und Impulse einbringen kann.
Auf diese Weise gelang es, andere zu inspirieren. Zu Grafings Transition-Projekten gehören mittlerweile ein Gemeinschafts-Acker, eine essbare Hecke für alle, ein Bienenschutz-Projekt, Bürgerparlament, bürgereigenes Regionalgeld und viele weitere originelle Initiativen.
Vertrauen schaffen
Um solche Ideen zu verwirklichen, bedarf es des Vertrauens auf allen Seiten.
Es gelang den Bürgern um Sabine und Michaela herum, Bürgermeisterin und Stadträte für ihre Projekte zu begeistern. Einige Stadträte machen mittlerweile aktiv mit. Auch die Stadtverwaltung ist kooperativ.
Zusätzlich gibt es Arbeitsgruppen auf politischer Ebene, an denen Bürgervertreter teilnehmen.
Bürger und Politik haben somit eine enge, vertrauensvolle und effiziente Zusammenarbeit erreicht.
In den monatlichen Bürgerversammlungen ist jeder willkommen. Keiner muss sich engagieren. Oft hören die Organisatorinnen, dass sich Teilnehmer am Ende besser fühlen als zuvor.
Um diesen Wandel geht es:
„Wir holen Menschen da ab, wo sie sind“, sagt Michaela. „Wir hören uns Klagen an und fragen: Was können wir von hier aus tun?“ Jammern reicht nicht. Ziele müssen positiv formuliert werden: Was wollen wir gestalten oder erreichen? Am Ende verbessert sich die Stimmung.
Was ist anders?
Verglichen mit traditioneller Politik, hilft den Beteiligten der Transition Town Initiative Grafing, dass sie eine positive – statt kämpferische – Sicht auf die Welt haben. Unterschiedlichste Meinungen sind willkommen. Bürger müssen auch keine hierarchische Struktur berücksichtigen und wollen keine bestimmten Interessen durchsetzen.
Es soll leicht gehen und Spaß machen. Nichts wird durchgepeitscht.
„Bei Konflikten fangen wir bei uns selbst an und reden mit Betroffenen“, so Michaela.
„Wir wollen mit einer offenen, toleranten und inklusiven Haltung andere zum Nach- und Mitmachen inspirieren“.
Zu Beginn wurden die Transition Town Bürger als Exoten wahrgenommen. Ein Verein mit unaussprechlichem Namen! Viele geduldige Gespräche sowie Zeitungsartikel machten schließlich Politik und anderen Bürgern klar, das hier ein Netzwerk am entstehen war, von dem die ganze Stadt profitieren kann. Der bisherige Höhepunkt kam als Sabine und Michaela 2018 für ihr ehrenamtliches Engagement offiziell von der Bürgermeisterin im Rathaus geehrt wurden!
Erfolge
Den Transition-Town-Bürgern gelang, eine Atmosphäre zwischen Politik und Bürgern herzustellen, die auf Vertrauen und Offenheit basiert. Man arbeitet auf breitem Konsens zusammen. Das Stadtgeschehen ist agil und bringt immer wieder neue nachhaltige Initiativen hervor.
Stadträte erzählen, dass auch ihre Sitzungen kooperativer und friedlicher verlaufen als zuvor. Früher wurden neue Ideen oft gar nicht erst eingebracht, weil man wusste, eine andere Partei stimmt dagegen. Das blockiert Innovation.
Heute sind einige Stadträte in ihrer Eigenschaft als Bürger selber in Transition Town Projekten engagiert. Dies erlaubt Flexibilität und Innovation.
Für zukunftsversprechend halten die Organisatorinnen, dass wir Menschen lernen, die Essenz anderer, auch der Störenfriede, schätzen zu lernen und damit konstruktiv umgehen.
Ein positiver konstruktiver Ansatz wirkt ansteckend und lässt Zukunftsängste verblassen.
Übrigens, ein schöner Nebeneffekt für Sabine: Jetzt kennt sie fast jeden in der Stadt!